Wünsche und Anregungen aus der Onlinebeteiligung
Wie wir damit umgehen
Fußball ist der Lieblingssport der Deutschen und viele Spiele sind gesellschaftliche Highlights. Die wenigen Spiele im Fernsehen laufen oft am Abend, so dass der Eindruck entstehen mag, dass Fußball das Programm dominiert. Unser Gemeinschaftsprogramm Das Erste berichtet allerdings übers Jahr gesehen über rund 50 verschiedene Sportarten, davon 35 live. Mit dieser Vielfalt ist Das Erste als Vollprogramm weltweit einzigartig. Dazu gibt es weitere Sportarten in den Dritten Programmen, so dass wir gemeinsam sogar auf mehr als 100 Sportarten kommen. Die Rückmeldungen der Zuschauer:innen zum Thema Breitensport bestärken uns darin, hier auch weiter auf Vielfalt zu setzen. Die Serie "No Sports" der "Sport inside"-Redaktion zum Beispiel hat Breiten- und Spitzensport zum Thema. Hier spielen auch große Breitensportvereine wie die TG Neuss eine Rolle. "Sport inside" gibt es übrigens auch im Radio und als Podcast. Insgesamt kommen wir auf zwölf bis 15 Prozent Sportanteil im Programm. Für die einen ist das zu wenig, für die anderen zu viel Sport, weshalb uns auch der Wunsch nach einem eigenen Sportsender erreicht hat. Wir empfehlen das umfassende Sportangebot auf sportschau.de, unsere Sportschau-App, in der wir auch Live-Streams anbieten, und natürlich den ARD-Hörfunk und die ARD Audiothek, wo Hörer:innen am Wochenende die Fußballberichterstattung aus der ARD gebündelt finden.
Ein Sportkanal müsste von der Medienpolitik beauftragt werden – die einen solchen Vorschlag um die Jahrtausendwende schon einmal abgelehnt hat, um die Wettbewerbsfähigkeit privater Anbieter nicht zu gefährden. In der aktuellen medienpolitischen Debatte ist es unrealistisch, mehr Geld für Sport auszugeben. Im Gegenteil, die ARD hat die finanziellen Mittel für den Sportrechteetat für die Jahre 2021 bis 2024 erheblich gekürzt. Diese Vorgabe kann nur durch Verzicht und Priorisierung beim Erwerb von Sportrechten eingehalten werden.
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Wie wir damit umgehen
Im ARD-Zukunftsdialog hat uns Kritik zum Thema Krimi erreicht. Die Zahl der Krimis im Fernsehen sei zu hoch und es gebe zu viel Gewalt auf den TV-Kanälen der ARD. Wir versuchen grundsätzlich, unser Angebot möglichst breit und vielfältig aufzustellen und dabei möglichst vielen Wünschen zu entsprechen. Hierzu stehen wir im ständigen Austausch mit unserem Publikum. Kritik am Programm nehmen wir ernst und haben auch die Rückmeldungen aus dem Zukunftsdialog an die Krimi-Verantwortlichen der ARD weitergegeben. Was man in Sachen Krimis wissen muss: Die ARD zeigt weit weniger Krimis als oft angenommen. Insgesamt macht der Anteil fiktionaler Inhalte etwa ein Drittel des Gesamtprogramms des Ersten aus. Dieser Anteil schließt alle Fernsehfilme und -serien mit ein, nur ein kleinerer Teil davon entfällt auf Krimis und Krimikomödien.
Für uns als ARD ist wichtig: Krimis sind wegen ihrer hohen Akzeptanz beim Publikum ein Format, das nicht nur der Unterhaltung dient, sondern das auch gesellschaftlich relevante oder psychologisch schwierigere Themen behandelt. Dieser gesellschaftlichen Aufgabe sind wir uns bewusst und sie hat einen sehr hohen Stellenwert für die Programmmacher:innen. Dabei gestalten wir aktiv den Kinder- und Jugendschutz. Alle Sender haben Jugendschutzbeauftragte, die im Austausch mit den Redaktionen sind. Der Jugendschutz gilt im Übrigen auch für unsere ARD Mediathek. Der Tatort ist hier i.d.R. erst ab 20 Uhr zu sehen.
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Wie wir damit umgehen
Auch zum Thema Musik wurde beim ARD-Zukunftsdialog viel und rege diskutiert. Einige Teilnehmer:innen bedauerten, dass sie kein Radioprogramm finden, dass zu ihrem Musikgeschmack passt. Sie wünschen sich entweder mehr unterschiedliche Musikrichtungen in "ihrem Programm" oder Spartensender für spezielle Musikrichtungen. Den Geschmack von möglichst allen zu bedienen, ist und war schon immer eine große Herausforderung für die Radiomacher:innen. Und so haben Sender wie der WDR unterschiedliche Radiowellen für unterschiedliche Zielgruppen und Musikgeschmäcke. Jede unserer Radiowellen hat dabei ein eigenes musikalisches Profil, damit wir eine möglichst große musikalische Vielfalt anbieten können – und jede:r Hörer:in etwas Passendes finden kann. Dafür fragen wir regelmäßig auch unsere Hörer:innen, welche Titel sie mögen und welche nicht.
Vor allem für Musikfans und -liebhaber, die einen sehr spezifischen Geschmack haben, ist das zugegebenermaßen oft etwas unbefriedigend. Weitere Spartensender mit speziellen Musikangeboten dürfen wir aktuell ohne eine explizite Beauftragung aus der Politik nicht anbieten. Wir sind uns dessen bewusst und sehen es als unsere Aufgabe, diesen Spagat zu meistern – und für so viele Menschen wie möglich ein gutes Programmangebot zu machen.
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Wie wir damit umgehen
Die Rückmeldungen, die uns zum Thema Quizshows erreicht haben, sind recht unterschiedlich. Die einen schätzen die Sendungen sehr, für andere sind die Quizshows nicht "öffentlich-rechtlich" genug, wieder andere finden, es gebe zu viel vom immer Gleichen. Wir sind mit dem Feedback aus dem ARD-Zukunftsdialog auch an unsere Quizmacher:innen herangetreten, die uns versichert haben, dass sie sehr darauf achten, dass es eine Vielfalt an Quiz-Formaten gibt. So bieten wir im Vorabend mit "Wer weiß denn sowas?" ein eher unterhaltendes Format. "Gefragt – Gejagt" fordert im Gegensatz dazu eher das klassische Quizwissen. Und mit "Hirschhausens Quiz des Menschen" zeigen wir eine mehrstündige Wissensshow zur Primetime. Eine junge Teilnehmerin der Abschlusskonferenz erzählte zum Beispiel, dass ihr öffentlich-rechtliche Quizshows besonders wichtig seien, weil sie zu den wenigen Angeboten im deutschen Fernsehen gehörten, die die ganze Familie zusammen schaue.
Wir haben den Ehrgeiz, unsere Quizsendungen stetig weiterzuentwickeln. Dafür sind wir immer auf der Suche nach anspruchsvollen Showformaten und Innovationen in diesem Bereich. Dabei fließt immer auch das für uns sehr wertvolle Feedback des Publikums ein. Häufig werden dann unsere Neuentwicklungen in den Dritten Programmen pilotiert, um zu testen, wie sie beim Publikum ankommen. Stimmen die Rückmeldungen, kommt so eine Quizsendung dann auch in unser bundesweites Hauptprogramm Das Erste. Diesen Weg ist zum Beispiel "Gefragt – Gejagt" gegangen. Die Sendung startete zunächst im NDR Fernsehen, läuft jetzt im Ersten und gehört dort zu den beliebtesten Sendungen bei den Zuschauer:innen.
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Wie wir damit umgehen
Das Thema wird in den Sendern genauso kontrovers diskutiert wie in der Gesellschaft. In den neun unabhängigen Landesrundfunkanstalten haben wir unterschiedliche Einschätzungen: Die einen befürworten aus guten Gründen das Gendern, die anderen sind aus stichhaltigen Gründen zurückhaltend. Die ARD bildet da spiegelbildlich ab, was im Land los ist, hinterfragt sich aber auch laufend – und begleitet das Thema journalistisch.
In der Öffentlichkeit herrscht teilweise der Eindruck vor, die ARD würde immer und überall gendern. Fakt ist: Aktuell wird in der Mehrheit der ARD-Programme im gesprochenen Wort nicht gegendert. Das hat auch mit der Ansprache von Zielgruppen zu tun. Die Jüngeren seien für mehr Gendern, die Älteren dagegen, so fasste eine junge Teilnehmerin der Abschlusskonferenz die Diskussion einer Bürgerrunde zusammen. So pauschal nehmen wir das nicht wahr, aber sicherlich gibt es bei funk eine andere Erwartungshaltung des Publikums als bei der Tagesschau um 20 Uhr. Im Projektteam des Zukunftsdialogs haben wir auch überlegt, ob wir gendern sollen oder nicht. Wir fanden, bei einer Bürgerbeteiligung muss sich jede:r ausdrücklich eingeladen fühlen. So wird in der ARD zurzeit dezentral übers Gendern entschieden, nach bestem Wissen und Gewissen. Eine zentrale Vorgabe – "wir gendern nie" oder "wir gendern immer" – kann und wird es auf absehbare Zeit sicherlich nicht geben.
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Wie wir damit umgehen
Zu Beginn des ARD-Zukunftsdialogs waren wir sehr gespannt, welche Ideen und Anregungen uns die Bürger:innen zurückmelden werden. Die allermeisten Hinweise haben wir zu unserem Programm bekommen, aber einiges kam auch zu den Themen Rundfunkbeitrag, zu unserem Auftrag oder zum Beispiel auch zur Anzahl der Sender. All das geben wir gebündelt an die Medienpolitik weiter. Der Zeitpunkt ist passend: Die Medienpolitiker:innen beraten derzeit über einen neuen Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, im Anschluss wollen sie über die Finanzierung sprechen.
Warum wir hier nicht selbst tätig werden? Die Medienpolitik setzt für die Sender den Rahmen, was Auftrag, Struktur und Finanzierung angeht. Sie ist zuständig. Wir haben nur bedingt Einfluss darauf. Dennoch nutzen wir unseren Spielraum und gehen wirtschaftlich und sorgsam mit den Beitragseinnahmen um. Aktuell befinden wir uns im größten Reformprozess in der Geschichte der ARD. An der Diskussion um den Auftrag der Zukunft beteiligen wir uns konstruktiv.
9.12.2021