ARD Tech-Unit beschlossen / Start der multimedialen Kompetenzcenter / ARD weite KI-Grundsätze beschlossen
Die Intendantinnen und Intendanten haben sich auf eine Richtungsentscheidung zur Etablierung einer zentralen ARD Tech-Unit verständigt. Diese Unit wird den föderalen Grundsatz berücksichtigen, erhält als zentrale Organisationseinheit jedoch ein klares Entscheidungsmandat für standardisierte technische Lösungen.
ARD Vorsitzender Kai Gniffke: "Mit der zentralen Tech-Unit wird die ARD im Produktionsbereich strategiefähiger, effizienter und schneller. Mit der Einrichtung dieser Einheit greift die ARD eine Anregung des Zukunftsrats auf und geht konsequent den Weg weiter zu mehr Kooperation und Arbeitsteilung."
Durch den technologischen Wandel lassen sich heute vermehrt zentrale technische Lösungen etablieren, die wirtschaftlicher in der Umsetzung, Beschaffung und Betrieb sind – ohne die regionale Programmautonomie zu gefährden. So erhält die föderale ARD eine übergreifende Steuerung in Technik, Produktion und Entwicklung, die das technologische Rückgrat der Sendergemeinschaft bildet. Die Landesrundfunkanstalten bekennen sich damit erneut zur Gemeinschaft. Die zentrale Einheit erleichtert auch eine vertiefte Zusammenarbeit mit dem Deutschlandradio und dem ZDF etwa beim Betrieb von gemeinsamen Plattformen.
Die im Juni 2023 beschlossenen drei multimedialen Kompetenzcenter Gesundheit, Verbraucher und Klima starten im Mai. Somit wird die neue Form der Arbeitsteilung innerhalb der ARD konkret. Der Launch erfolgt in mehreren Stufen:
Das Kompetenzcenter Gesundheit unter der Federführung des NDR startet am 1. Mai mit seinen Angeboten für Fernsehen, Radio, ARD Audiothek und ARD Mediathek, Web und Social Media.
Das von SWR und WDR verantwortete Kompetenzcenter Verbraucher sowie das Kompetenzcenter Klima (Federführung HR, MDR und SWR) starten gestaffelt mit ihren Angeboten.
Das Kompetenzcenter Verbraucher launcht ab Mai seine Social-Media-Kanäle, die bisherige Verbraucher-Accounts der ARD Medienhäuser bündeln. Im September folgen u.a. der Primetime-Magazin-Pool für die Dritten Programme und die Hörfunk-Angebote. Das Kompetenzcenter Klima bereitet den Launch/Relaunch von digitalen Audio- und Bewegtbildformaten vor und bietet ab dem Sommer hintergründige Berichterstattung an.
Die zentralen Angebote der Kompetenzcenter können von allen ARD Medienhäusern genutzt werden, um auf eigene Produktionen zu verzichten und aufkommensneutral in Angebote für jüngere Zielgruppen umzuschichten. Allein im Verbraucher-Magazinbereich wird z.B. eine Reduktion um 200 Fernsehbeiträge im Jahr ermöglicht.
Aufgabe der beauftragten Gemeinschaftsredaktion Religion ist es, die Zusammenarbeit dort zu intensivieren, wo es um überregionale und grundsätzliche Themen der Religion geht. Gleichzeitig wird sie das föderale Prinzip dort wahren, wo die vielen regionalen Aspekte von Religion, Brauchtum und Tradition zum Tragen kommen. Das entspricht dem Ziel von Kompetenzcentern und Gemeinschaftsredaktionen: Mehr Arbeitsteilung, Kooperation und Koordination im Überregionalen, insgesamt weniger, aber tiefer recherchierte Inhalte produzieren, um gleichzeitig im Regionalen stark zu bleiben und neue Zielgruppen zu erreichen.
Die Entscheidungen stehen zum Teil unter Vorbehalt der Gremienbefassung in den jeweiligen Landesrundfunkanstalten.
Auch bei den Pool-Lösungen des Hörfunks werden nun erste Kooperationen hörbar. Am 20. April startete mit „ARD Oper“ der gemeinsame Opernabend der Klassik- bzw. Kulturprogramme der ARD. Jeweils samstags ab 20:03 Uhr bis 23:00 senden sie ein gemeinsames Opernprogramm.
Ab dem 29.4.24 starten die ARD Infowellen mit einem gemeinsamen Infoprogramm täglich von 20:00 bis 22:00 Uhr, u.a. mit dem „ARD Infoabend“ und dem Debattenformat „Mitreden! Deutschland diskutiert“, in dem Hörerinnen und Hörer ihre Perspektiven und Meinungen einbringen können.
Die Intendantinnen und Intendanten haben sich in Leipzig außerdem auf eine verstärkte Kooperation der Hörfunkwellen im Bereich Schlager verständigt, für die nun redaktionellen Konzepte ausgearbeitet werden. Dabei geht es um die crossmediale Verknüpfung einiger ARD Schlagerangebote bspw. durch gemeinsame Sendestrecken im Hörfunk oder die Zusammenführung der Social-Media Angebote der LRA.
Weitere Informationen zu den Pool-Lösungen Hörfunk finden Sie hier.
Die rasante Entwicklung von Systemen mit künstlicher Intelligenz stellt die ARD sowohl redaktionell, technisch, strukturell als auch juristisch vor viele neue Herausforderungen, eröffnet aber auch Möglichkeiten. Mehrere Landesrundfunkanstalten haben in unterschiedlicher Ausgestaltungstiefe bereits durch eigene Richtlinien den Umgang mit KI beschrieben und für ihre Mitarbeitenden Rahmenbedingungen geschaffen. Für gemeinsame Arbeiten an KI-Projekten hat die ARD nun anstaltsübergreifend Grundsätze veröffentlicht. Diese geben einen Rahmen vor, um journalistische Qualität, Glaubwürdigkeit und Sorgfaltspflicht, Transparenz und Datenschutz zu gewährleisten.
Kai Gniffke: "Generative KI bietet vielfältige Chancen, etwa um große Datenmengen zu recherchieren oder Arbeitsabläufe effizienter zu machen. Dabei ist mir aber eines besonders wichtig: Die Mitarbeitenden der ARD bleiben unersetzlich. Uns sind natürlich auch die Risiken beim Einsatz dieser Technologie bewusst. Um unsere eigenen Werte und Bedürfnisse in KI-Anwendungen abbilden zu können, setzen wir einerseits künftig auf Kooperationen mit geeigneten Partnern. Andererseits stellen wir uns interdisziplinär auf und begleiten fortlaufend den Einsatz der KI durch Tests, Feedback, Pilotprojekte und Prototypen."
Die ausführlichen ARD-Grundsätze zur KI finden Sie hier.
25.4.2024