An einem Wochenende im Frühsommer 1988 reiste der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl für drei Tage zu einem Besuch nach Gotha, Erfurt, Weimar und Dresden.
Der Kurztrip war Teil eines ungewöhnlichen Deals, der beim einzigen Besuch des DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker 1987 in Bonn vereinbart worden war. Als Honecker spontan zusagte, knüpfte Kohl sein Kommen jedoch an drei Bedingungen: Die Presse dürfe nichts erfahren und ihm sollten Begegnungen mit DDR-Offiziellen erspart bleiben. Vor allem aber wünschte er sich, nicht von der Staatsicherheit belagert zu werden. Auf diese Weise gelang es ihm, drei Tage lang fast unkontrolliert durch die DDR zu reisen und sich mit den dort ansässigen Menschen zu unterhalten.
Die Dokumentation "Geheimdiplomat Bundeskanzler" zeigt die zeitgeschichtlich nahezu unbekannte Reise Helmut Kohls mit all ihren absurden Momenten und den Zustand der DDR kurz vor ihrer Selbstauflösung.
"Als Kind der ehemaligen DDR hatte ich eben beim Anschauen des eindrucksvollen Zeitdokuments nicht nur ein Dèjá-vu nach dem anderen, sondern immer wieder Tränen in den Augen gepaart von amüsierten Lachern ob der grotesken Situation. (…) Bravo! für diesen tollen Beitrag gesamtdeutscher Geschichte. Sehr gelungen, vor allem auch die Kommentare."
(Kommentar von Uta Neumahr, daserste.de, 29.5.2024)
"Deutschland erlebt in diesen Monaten unter Kanzler Olaf Scholz eine Sachbearbeiter-Politik: viel verwalten, wenig gestalten. Dass Politik auch ganz anders sein kann – das versteckt die ARD völlig unverständlich im Spätnacht-Programm. "Geheimdiplomat Bundeskanzler" heißt die Dokumentation, für die sich das Erste die letzten Zeitzeugen vor die Kamera geholt hat. Sie zeigt, wie wahnwitzig Helmut Kohl fast den kompletten Sicherheitsapparat der DDR ausgehebelt hat. Und das, ganz harmlos, mit nur drei Tagen Privatreise."
(Focus Online, 27.5.2024)
"Begnadete Erzähler wie Friedhelm Ost, aber auch ein damaliger Solist der Semperoper, färben die skurrile, aber absolut sehenswerte Doku humorvoll ein. Doch Bauchgrimmen weckt nicht erst der von einer Ausreisewilligen der Kohl-Gattin Hannelore in der Semper-Oper zugesteckte Bittbrief. Man spürt Jahrzehnte danach noch einmal die Angst und die Paranoia der Stasi, die keineswegs so putzig war, wie mancher sie heute vielleicht sehen könnte."
(Prisma.de, 2.5.2024)
11.9.2024